Wir laden ein zur Tanzdemo!
Kommt vorbei und ravet mit uns für ein buntes Viertel, für den Erhalt der besetzten Zentrale, für den Erhalt des alten Güterbahnhofs und seiner Angebote, für bezahlbare Mieten und alternative Kultur- auch in Münster! Denn das Viertel am alten Güterbahnhof ist schön und erhaltenswert – auch wenn das Schlaunforum, das dieses Viertel als Schandfleck der Stadt bezeichnet, dieses gerne “überplanen” möchte. Dann
wäre ein weiteres Viertel Münsters steril und teuer vermarktbar.
Wir fordern Akteur*innen der Stadt, die deutsche Bahn (als Eigentümerin der Zentrale) und das Schlaunforum auf, die Bedürfnisse der Menschen im Viertel endlich in den Blick zu nehmen.
Hier nun der ausformulierte Aufruf. Der Aufruf wurde aus zeitlichen Gründen nur von der Demo-AG verfasst und stellt daher bisher keine Konsensmeinung der Initiative dar!
Seit Jahren wehren sich Bürger*innen aus Münster gegen den Ausverkauf ihrer Viertel! Seit 1972 kommt es in Münster regelmäßig zu Hausbesetzungen um gegen Wohnungsnot, teure Mieten und Mangel an Räumen für Kultur und soziale Projekte zu protestieren. Zuletzt gab es eine regelrechte Besetzungswelle in den Jahren 2015 bis 2017, in der insgesamt fünf Besetzungen stattfanden. Trotz allem gibt es immernoch kein soziales Zentrum, die Mietsituation ist bundes- bzw. weltweit schlimmer denn je und die Politik schafft es nicht, diese Probleme in den Griff zu kriegen
oder hat kein Interesse daran. Denn obwohl u.a. die Grünen bei neuen Projekten wie dem Neuhafen (auf dem Gelände der Osmohallen) das Prinzip der Sozialgerechten Bodennutzung durchgesetzt haben und 30 Prozent Sozialwohnungen werden sollen, ist dies lange nicht genug. Denn auch die bereits bestehenden Wohnungen werden immer teurer und es gibt keine wirksamen politischen Maßnahmen wie Milieuschutz, Mietendeckel oder Rekommunalisierung.
Wie akut dieses Thema in allen großen Städten Deutschlands ist, zeigt nicht zuletzt die Entwicklung bspw. in Berlin und die Initiative „Deutsche Wohnen enteignen“. Die Menge der Hausbesetzungen und Bewegungen gegen die „Umstrukturierung“ in Münster wie bspw. im Hansaviertel, die gescheiterten Bemühungen des aktuellen AStA der WWU
für günstiges Wohnen im alten Finanzamt und vieles mehr sollten deutlich machen, dass auch in Münster Stadtentwicklung eines der zentralsten Themen unserer Zeit ist. Mittlerweile geben in Deutschland Menschen in Großstädten bis zu der Hälfte ihres Einkommens für Wohnen aus. Münster liegt hier auf Platz drei in NRW, nur in Düsseldorf und Köln muss mensch
einen größeren Teil des Einkommens für die Miete aufbringen. Die Reallöhne hingegen sinken laut der Bundeszentrale für Politische Bildung seit dem Jahr 1992 kontinuierlich, im Bereich Kunst& Kultur sogar „im empfindlichen Ausmaß“.
Daraus folgt, dass wir offenbar nicht in die aktuellen Lösungsansätze der Politik & Investor*innen vertrauen können, dass Neubau und „investor*innenfreundliche Politik“ unsere Probleme lösen wird, ein Irrtum ist. Gerade in dieser Zeit, in der die verfügbaren Einkommen der unteren und der Mittelschicht immer geringer sind, müssen wir Räume erkämpfen, in denen Menschen sich auch mit wenig Geld frei bewegen und entfalten oder Utopien entwickeln können.
Der Ruf nach mehr „Sicherheit“ und dem autoritären Staat, der aktuell von der AfD bis in die Mitte der Gesellschaft getragen und von anderen Parteien in Form von Polizeigesetzen und menschenunwürdigen Abschiebegesetzen umgesetzt wird, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft etwas im Argen liegt. Die sozialen Verwerfungen und Existenzängste die aus dem hohen wirtschaftlichen Druck erwachsen sind, sind neben Rassismus und Patriarchat eine der wesentlichen Ursachen für den Ruf nach starken Führern und das Misstrauen in die etablierten Parteien. Doch soziale Probleme lassen sich nicht durch Nationalismus, Überwachung und Kontrolle überwinden. Stattdessen brauchen wir Freiräume und politische Organisierung von unten, um dem menschenfeindlichen Status Quo etwas entgegen zu setzen.
Ausserdem sind antirassistisch und feministisch organisierte Orte zum Zusammenkommen überlebensnotwendig für diskriminierte Menschen.
„Wer mehr Kohle hat hat auch mehr Macht“- dieses Zitat scheint in der Zeit des Wiederaufkommens der sozialen Frage weiter aktuell zu sein und wir müssen endlich anfangen, für unsere Räume und unsere Rechte zu kämpfen! Denn die Mächtigen haben kein Interesse an subkulturellen Orten, an Orten, an denen wir uns vernetzen und organisieren können oder unser Leben einfach anders führen als es konservativ-neoliberale Wertvorstellungen von uns fordern:
Wir wollen kein Leben zwischen Arbeit, „Erfolg“, kaputter Familie und Burnout, wir wollen jetzt ein schöneres Leben für alle und beharren darauf, dass ein wirklich schönes Morgen ausserhalb von Verwertung und Arbeitszwang erreichbar ist – wenn wir jetzt anfangen, dafür zu kämpfen.
Kommt also alle am 1.8. um 19 Uhr zum alten Güterbahnhof, habt einen schönen Tag mit uns, tanzt und zeigt, dass auch ihr keinen Bock habt auf politische Bevormundung und kulturellen Kahlschlag!
Weitere Infos folgen!